Der Wissenschaftler in Bückeburg
Einblicke in das Landesarchiv am Schlossplatz 2

In seinem Element: Dr. Stefan Brüdermann zeigt eines der ältesten Bücher im Bückeburger Landesarchiv.
Geboren in Osterode am Harz, studiert und promoviert in Göttingen, danach ging es zum Archivreferendariat nach Marburg und Osnabrück, im Anschluss Aufgaben im Niedersächsischen Hauptstaatsarchiv in Hannover, darauf folgte eine Abordnung nach Rom und seit 2003 ist er in der Abteilung Bückeburg des Niedersächsischen Landesarchiv, die er seit 2009 als Direktor leitet. Das sind die beruflichen Stationen von Dr. Stefan Brüdermann für den ersten Überblick im Schnelldurchlauf. Was hier kurz und knapp in Stichworten wiedergegeben wurde, ist in der Realität jedoch ein zeitintensives Unterfangen.
Ein langer Weg
Denn man muss wissen, dass es schon langjährige Bemühungen benötigt, um die Qualifikation eines Archivars zu erlangen. Auf das Geschichtsstudium folgten eine Promotion und die Archivarsausbildung in Osnabrück, Marburg und Koblenz. Die lange Ausbildung war Voraussetzung für den Einsatz als Wissenschaftler im Landesarchiv. Nach sechs Jahren Dienst im Hauptstaatsarchiv Hannover wurde Dr. Stefan Brüdermann vier Jahre lang an das Deutsche Historische Institut in Rom abgeordnet, um das Repertorium Germanicum zu bearbeiten.
Außen hui – innen auch
Wenn man von Außen auf das im Bückeburger Schloss-Areal befindliche Landesarchiv blickt, kommt einem in diesem Ambiente eine erste Idee, wie dort bei schummrigen Licht große alte Bücher in meterhohen Regalen auf ihren seltenen Einsatz warten. Ok, ganz so romantisch ist es nicht. Aufgrund der Menge an Büchern allein in der Dienstbibliothek wurde nämlich eine eher zweckmäßige Zwischen-Ebene in die Räumlichkeiten des Archivs eingezogen. Dies ist gut zu erkennen, weil diese Ebene die im Ursprungsraum befindlichen alten Fenster und Türen mittig unterbricht. Dennoch, der Charme der durch die unzähligen, zum Teil imposant wirkenden Bücher entsteht, ist trotz dieser Maßnahme ungebrochen. Als Beispiel sei hier das so genannte „Kettenbuch“ genannt. Ein sehr großer, schwerer Ledereinband, der mit einer großen Kette versehen ist. Mit Hilfe dieser Kette wurde das Buch damals am Tisch befestigt, damit es nicht gestohlen werden konnte.

Das Landesarchiv von außen lässt bereits auf interessante „innere Werte“ schließen.

Um alle Bücher griffbereits zu haben, wurde eine Zwischenebene in die Dienstbibliothek eingezogen.
Akten bis nach Meinsen
Selbst nach diesem eindrucksvollen Rundgang durch das Archiv ist einem noch überhaupt nicht klar, um welche Mengen an Akten, Karten, Fotos und anderen Informationsträgern es sich hier handelt. Um die Dimensionen einmal ansatzweise in Relation zu setzen, verriet Dr. Brüdermann bei dem Redaktionstermin die Strecke, die man mit den Akten legen könnte, die in Bückeburg archiviert werden. Mit einer Länge von insgesamt vier Kilometern könnte man dementsprechend den Weg vom Schloss aus nach Meinsen mit Aktenordnern aus dem Landesarchiv pflastern.
Europa im kleinen
Aber nun möchten wir auch wissen, was ein weit gereister Archivar an einer Stadt wie Bückeburg so ansprechend findet. Zum einen wohnt Dr. Brüdermann gern dort, wo er auch arbeitet. Aber außerdem genießt der leidenschaftliche Radfahrer auch den morgendlichen Weg zur Arbeit, den er stets mit dem Rad zurücklegt. „Wenn ich morgens über die Schlossbrücke mit ihren Laternen fahre, geht mir das Herz auf“, schwärmt Dr. Brüdermann von seinem Arbeitsweg. Aber auch die Bückeburger Niederungen, das Wesergebirge und die Schaumburg haben es ihm angetan. Vor diesem Hintergrund zitiert Dr. Brüdermann Professor Küster von der Leibniz Universität Hannover: „Schaumburg ist Europa im kleinen“. Gemeint ist die Vielfältigkeit des Landkreises. Vom Wesergebirge bis zum Steinhuder Meer, seien alle landschaftlichen Elemente im kleinen vorhanden.
Haben Sie es gewusst?
Bei dem Archiv in Bückeburg handelt es sich um die kleinste Abteilung des Landesarchivs in Niedersachsen. Dr. Stefan Brüdermann sieht darin einen klaren Vorteil: „So kann ich fast das ganze vielfältige Spektrum der Schaumburger Geschichte bearbeiten.“ Besonders genießt der Archivar die Situation, dass das Landesarchiv mit seinen gesamten Akten am historischen Ort, quasi im „Kern der Geschichte“ beherbergt ist. In dieser Umgebung Bücher und Akten einzusehen hat nach seiner Aussage etwas ganz besonderes.